Digitalisierung


Eigenschaften & Konsequenzen

Vier Eigenschaften

Die unzähligen Technologien, Modelle und Methoden, die mit dem Begriff der Digitalisierung verknüpft werden, zeichnen sich durch vier grundlegende Eigenschaften und Anforderungen aus.

1. Erhöhte Geschwindigkeit

Dies führt z.B. zu einer radikalen Verkürzung der Zeit zwischen Bestellung und Lieferung mit den entsprechend gewachsenen Ansprüchen der Kunden sowohl im privaten wie auch im beruflichen Umfeld. – Konsequenz: Die geringere Digitalisierung eines Unternehmens beschleunigt seine Abläufe langsamer als es sein Konkurrent tun kann – mit dem Risiko, dass es von seinen Wettbewerbern überrundet und von seinen Kunden verlassen wird. Alle Prognosen sagen vorher, dass dieser Nachteil auf die Dauer von einem Qualitätsvorteil beim Produkt nicht ausgeglichen werden kann.

2. Situative Vernetzung

Die Digitalisierung schöpft ihr wahres Potential aus der schnell zu erstellenden Vernetzung der unterschiedlichen internen und externen Prozesse, Aufgaben, Fähigkeiten und Ergebnisse. Der größte Mehrwert, der das Netzwerk im Wettbewerb von anderen Angeboten deutlich abheben kann, entsteht dann, wenn unterschiedliche Disziplinen und Kulturen nicht mehr als Hindernisse gesehen, sondern als Ressourcen genutzt werden. – Konsequenz: Unternehmen müssen ihre organisatorischen Grenzen sehr flexibel neu definieren und ihre Leistungsprozesse aus unterschiedlichen Quellen so füttern, wie es das „goldene Dreieck“ (Kosten, Zeit, Qualität) in der aktuellen Situation verlangt.

3. Unvorhersehbare Dynamik

Die Abläufe werden nicht nur schneller, sondern die Veränderungen auch kurzfristiger und radikaler. Durch die Vernetzung (ohne zentrale Steuerung) der Abläufe in und zwischen Unternehmen kann man diese Veränderungen immer weniger vorhersagen. – Konsequenz: Die auf Sicherheit ausgelegten Strukturen und Prozesse müssen methodisch erweitert erweitert werden, so dass sie beides sein können, effizient und agil. Hier für müssen vor allem die Management-Skills „agilisiert“ und digitalisiert werden, denn die Technologien haben diese Fähigkeiten schon in den Genen. Gewinnen wird, wer die Balance hinbekommt zwischen Effizienz und Agilität.

4. Transkulturelle Synergieeffekte

Die moderne Digitalisierung ermöglicht es mit ihren vernetzten Apps, unterschiedliche Werte (z.B. Effizienz vs. Veränderung) und Verhaltensweisen (z.B. hierarchische vs. agile Entscheidungsprozesse) so miteinander arbeiten zu lassen, dass nicht die Differenzen, sondern die dadurch erweiterten Ressourcen zum Tragen kommen. – Konsequenz: Die Führung von Unternehmen, Abläufen und Projekten kann sich kein Schubladendenken erlauben („So, wie wir es hier machen, ist es richtig. Anders geht es nicht.“). Stattdessen müssen Führuungskräfte auf allen Ebenen immer daran denken, wie sie die diversen Erfahrungswelten so nutzen können, dass Synergien entstehen, die von anderen nicht leicht kopiert werden können.

Konsequenzen

Die Tatsache, dass diese Zusammenhänge in den USA schon seit ca. 2011 konsequent und seit ca. 2015 auch in Europa eher zögerlich methodisch angewendet werden, hat wieder zwei Konsequenzen:

(a) Nicht nur die amerikanischen Unternehmen, sondern das gesamte wirtschaftliche Ökosystem in den USA hat inzwischen immense Vorteile bei der globalen Wettbewerbsstärke und Entwicklungsgeschwindigkeit, die wahrscheinlich eher von chinesischen als von den europäischen Wettbewerbern gekontert werden können.

(b) Wenn wir nicht schnellstmöglich das Gaspedal durchdrücken, werden wir uns bald nur noch auf der Reservebank wiederfinden.

Prof. Dr. Dietmar Treichel MA MBA
Dietmar Treichel hat spezielle Expertise im transformativen Leadership, Organisations- und Kulturentwicklung. Seine Passion gilt der Zukunftsfähigkeit von Unternehmen und anderen Organisationen, die er als Berater, Coach und Trainer mit wissenschaftlich abgesicherten Methoden begleitet.